Eiszeit kann kommen

By Barbara Gabriel - Tomaselli In Karl Gabriel, Tomaselli Gabriel No comments

Beim künftigen Eiskanal in Bludenz handelt es sich um eine Sprintbahn. Den Weg bis zu deren Realisierung mit einem Ultramarathon zu vergleichen, käme aber dennoch einer Untertreibung gleich. Nach Jahrzehnten des Wartens und Jahren des Projektierens ist der Weg für die neue Bludenzer Sportstätte nun tatsächlich geebnet. „Die Finanzierung steht, sämtliche erforderlichen Unterschriften liegen vor, und auch alle behördlichen Hürden sind genommen“, freut sich Manfred Heinzelmaier als sportlicher Leiter der Eiskanal Bludenz GmbH. Somit steht einem Baubeginn heute, Dienstag, nichts mehr im Weg. „Wir kämpfen seit 2011 um die Realisierung des Projekts. Es war ein steiniger Weg, aber zum Glück haben wir einen langen Atem bewiesen“, freut sich auch ÖRV-Präsident Markus Prock, der Geschäftsführer der Eiskanal Bludenz GmbH.

Spatenstich vor einem Jahr

Nachdem die alte Bahn bereits vor drei Jahren abgetragen worden war, folgte im Herbst 2018 die Rodung und Vorbereitung des Baufeldes. Nach Erteilung der Baubewilligung war exakt vor einem Jahr bereits zum Spatenstich geladen worden, doch das Projekt, dessen erste Überlegungen auf die frühen 1980er-Jahre zurückgehen, sollte sich abermals verzögern.
Während zwischenzeitlich die Schutznetze montiert, die Baustelle eingerichtet und auch der Baukran in Position gebracht wurden, soll es nun mit dem Bau der Garagen bei der Zielkurve richtig losgehen. Die Arbeiten an der rund 700 Meter langen Bahn sollen rechtzeitig vor der Wintersaison 2020/21 im kommenden Oktober abgeschlossen sein. Ab dann steht die neue Anlage für die Sportarten Rodeln, Skeleton, Mono- und Zweierbob zu Trainingszwecken, aber auch für Sprint- und Nachwuchsbewerbe zur Verfügung.
Ganze Bahn überdacht

An den Projektplänen hat sich im Wesentlichen nichts verändert, wie Manfred Heinzelmaier gegenüber den VN angibt. „Aus Kostengründen wurde der Auslauf um rund 50 Meter verkürzt und das Zielhaus etwas nach unten verlegt“, so Heinzelmaier. „In Absprache mit der ausführenden Installationsfirma Wagner wird es ein zentrales Kühlhaus geben und nicht wie ursprünglich vorgesehen 14 dezentrale Kühlagreggate.“ Aus naturschutzrechtlichen Gründen, das Sportareal grenzt an ein Natura-2000-Gebiet, muss die komplette Bahn überdacht werden. Dies ist zwar mit Mehrkosten verbunden, aus Sicht des sportlichen Leiters ergibt sich dadurch aber ein großer Vorteil in Hinblick auf die Betriebszeiten. „Somit muss die Bahn bei Schneefall nicht vorübergehend gesperrt werden, sondern kann wetterunabhängig betrieben werden. Das hilft uns in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit der Anlage enorm“, argumentiert der Bludenzer.

Eine Million teurer

Während in der Alpenstadt durchaus immer wieder kritische Stimmen gegenüber dem Projekt zu vernehmen sind, ist die Zustimmung außerhalb der Stadt- und Landesgrenzen scheinbar riesig. Das zeigt sich etwa bei der Finanzierung des Projekts. Durch die erhöhten Auflagen beim Bau sowie die gestiegenen Preise seit der ursprünglichen Kalkulation vor sieben Jahren sind die Gesamtkosten von 6,6 auf nun 7,6 Millionen Euro angestiegen. Somit musste seitens der Bahnbetreiber in den letzten Wochen und Monaten eine weitere Million aufgetrieben werden. Dank der Zuschüsse des Nationalen als auch des Weltrodelverbands (FIL), die die Mehrkosten mit je 400.000 Euro unterstützen, konnte die Finanzierung schließlich gesichert werden. Auch aus Liechtenstein wurde indessen bereits Interesse bekundet, die Bahn regelmäßig zu frequentieren und damit einen wertvollen finanziellen Beitrag zu leisten.

Nachwuchs fördern

Ungeachtet dessen sind Prock und Heinzelmaier vom Erfolg des Projekts überzeugt. „Trainingszeiten zu bekommen, ist sehr schwierig“, weiß der einstige Nachwuchstrainer Heinzelmaier aus Erfahrung. Dass sich die Bahn trotz der kurzen Saison, die maximal von Ende Oktober bis Anfang März dauert, rentiert, steht für die beiden außer Frage.
„Wir haben uns ganz bewusst für diese Art von Bahn entschieden“, sagt Heinzelmaier, während Prock ergänzt: „Wir wollen hier in Bludenz den Nachwuchs an diese Sportart heranführen und fördern. Es geht darum, das Handwerk zu erlernen und die Technik zu verfeinern“, so Prock, der hinzufügt: „Der Rodelsport hat in Bludenz eine lange Tradition. Ohne die neue Bahn hätte er in Vorarlberg über kurz oder lang aber keine Zukunft mehr gehabt.“ Auch der Schulsport wird ein fixer Bestandteil auf der Anlage sein. Ebenso soll es ein touristisches Angebot geben.
„Bis zu 20 Nationen werden jährlich nach Bludenz kommen, um hier zu trainieren.“
„Für den Rodel- verband ist ein zweites Standbein sehr wichtig.“

 

Autor: Joachim Schwald