Vorzeigeprojekt mit Industriegeschichte
(VN) BLUDESCH In den 60er-Jahren, zu Zeiten der Hochblüte der Textilindustrie und – am Standort Bludesch/Gais, des Textilveredlers Degerdon – wurde kräftig in das Betriebsgebiet im Walgau investiert.
Wie damals durchaus üblich, blieben dabei langfristige Auswirkungen in der Raumplanung oder im Umweltbereich mehrheitlich unberücksichtigt. Die Fläche wurde großzügig verbaut, Bäche verrohrt oder in harte, gerade Fließtrassen verfrachtet. Nach dem Aus der Textilindustrie und dem unrühmlichen Konkurs des Nachfolgenutzers Delunamagma Industries GmbH lag das Betriebsgebiet lange brach, bevor es vom Energiedienstleister illwerke vkw übernommen wurde.
Die illwerke vkw entwickelte umgehend ein Gesamtkonzept, um das attraktive Gelände im Zentrum Vorarlbergs nachhaltig nutzbar zu machen. Jetzt, im Jahr 2021, beweist ein Lokalaugenschein eine klare Win-win-win-Situation für die Umwelt, die Gesellschaft und die Wirtschaft in der Region.
Neues Gewässersystem
„Wir haben die Situation vor Ort perfekt genutzt, um die drei Bäche Schwarzbach, Gießenbach und Dabaladabach optimal in ein neues Gewässersystem einzubinden, das den hohen ökologischen Anforderungen entspricht“, berichtet Thomas Blank, Leiter der Wasserwirtschaft des Landes Vorarlberg.
Das revitalisierte Gerinne der drei Bäche ist bereits jetzt eine klare Aufwertung und bietet zukünftigen Betrieben die Möglichkeit, einen architektonischen Mehrwert in der Ansiedelung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schaffen.
Für genügend elektrische Energie am Standort sorgt indessen ein neues Kleinwasserkraftwerk, das vom bisherigen Standort im Zentrum des Areals weitsichtig an den Rand verlegt wurde. „Das Kraftwerk liefert seit Ende Juli 2020 sauberen Ökostrom für rund 130 Haushalte und wartet in der Wasserkraftnutzung in Vorarlberg mit einer Neuheit auf. Eine sogenannte archimedische Schnecke – eine Art verlängerte Propeller-Turbine – ermöglicht auch Fischen eine ungefährliche Reise bachabwärts durch das Kraftwerk“, erklärt Helmut Mennel, Mitglied des Vorstands der illwerke vkw AG. Bei der Konzeption wurde aber auch die Rückkehr der Fische in den oberen Bachlauf berücksichtigt. Dazu wurde eine Fischtreppe mit 16 kleinen Becken geschaffen und renaturiert.
Geänderte Wasserführung
Ein weiterer Aspekt, der in der Planung Berücksichtigung fand, ist die Hochwassersituation in der Gegend. Beginnend mit einem neuen Wehr an der Ill gelang es durch die neue Wasserführung, den Grundwasserspiegel zu senken. „Gemeinsam mit einem großzügigen unterirdischen Überlaufgerinne im Bereich des Kleinwasserkraftwerks entschärft sich dadurch in unserer Gemeinde die Hochwassergefahr für das Gebiet selbst und die Anrainer“, so „Alt“-Bürgermeister Michael Tinkhauser.